Narben

So erhalten Sie schöne Haut nach Verletzungen

Sichtbare Spuren auf der Haut, welche nach Verletzungen und Operationen entstehen, sind nicht nur ein ästhetisches Problem. Sie brauchen eine richtige Pflege. Wodurch entstehen Narben und was kann man tun, damit diese gut verheilen?


Man sagt, Narben sind Zeichen eines gelebten Lebens. Dennoch möchte niemand, dass Verletzungen unschöne Spuren auf unserer Haut hinterlassen, die lebenslang bestehen bleiben. Dr. Gregor M. Bran, Leiter des Zentrums für plastische und rekonstruktive Kopf- und Halschirurgie an der Dr. Horst Schmidt Klinik Wiesbaden meint: „Die Wundheilung beruht auf einer fein austarierten Balance zwischen dem Auf- und Abbau von Bindegewebe“. Manchmal gerät dieser gut durchdachte Vorgang aus dem Gleichgewicht. Zu viel Gewebeproduktion verursacht Keloide und zu wenig Narbengewebe fördert chronisch offene Wunden.

Narben sind eigentlich ein wichtiger Teil der Wundheilung. Sie entstehen an denjenigen Hautstellen, bei welchen die tieferen Hautschichten verletzt wurden. Die beschädigte Stelle wird langsam mit Bindegewebe aufgefüllt – mit dem Narbengewebe. Dieses Gewebe nennt man Hautersatz zweiter Wahl, da es im Vergleich zu unbeschädigter Haut weniger funktionstüchtig ist. In diesem Ersatzgewebe sind Kollagenfasern nicht mehr komplett elastisch verflochten, sondern parallel angeordnet. Als Folge wird die betroffene Stelle weniger elastisch, ihr fehlen Schweiss- und Talgdrüsen und Haare. Ein solches Narbengewebe kann sich selbst nicht ausreichend mit Feuchtigkeit versorgen und verfügt auch nicht über pigmentbildende Zellen – die Melanozyten. Manche Narben verursachen Schmerzen und manchmal können unschöne Wülste wachsen, falls das Gewebe nicht aufhört zu wuchern.



Man unterscheidet vier Typen von Narben. Atrophe Narben, die häufig bei Akne entstehen, sind eingesunken und sehen als grübchenartige Vertiefungen, da bei der Wundheilung wenig Bindegewebe gebildet wird. Hypertrophe Narben ragen im Gegenteil über die umliegende Haut hinaus, da sie durch die Produktion von zu viel neuem Bindegewebe entstehen. Solche Narben können jucken, schmerzen und langfristig gerötet sein. Sie bilden sich an aktiven Hautstellen wie Gelenke, die oft Spannungen ausgesetzt werden und dadurch längere Zeit brauchen, um zu verheilen. Keloide entstehen, wenn Narbengewebe sich auch um die eigentliche Verletzung herum bildet. Solche Narbenwucherungen jucken und werden fest. Sie treten häufig bei Verbrennungen auf, können stark pigmentiert sein und gehen mit einer Störung des Kollagenstoffwechsels einher. Nach grossflächigen Verletzungen können stark verwachsene, sklerotische Narben entstehen – Kontrakturen. Sie sind sehr verhärtet und können die Beweglichkeit der betroffenen Stellen einschränken.

Narben können also nicht nur optisch störend sein und ihre Pflege benötigt Durchhaltevermögen. Welche Massnahmen können Sie selber ergreifen? Hier sind die besten Tipps und Tricks.

  • Sobald die Wunde verschlossen ist, beginnen Sie mit einer sanften Pflege mit antientzündlichen, feuchtigkeitsspendenden und glättenden Produkten, um möglichst glatte Hautstruktur zu gewährleisten. Massieren Sie die geeigneten Salben, Cremen oder Gele sanft und ohne zu starken Druck ein.
  • Sie können Narbensalben mit Dexpanthenol, mit Silikon oder mit pflanzlichen Wirkstoffen regelmässig dreimal pro Tag anwenden, um die Rötung und den Juckreiz zu lindern und die Narbe flach und geschmeidig zu machen. Dexpanthenol wirkt feuchtigkeitsspendend und bindet Wasser in der Haut. Silikon hinterlässt einen trockenen Film und aktiviert eine gesunde Narbenbildung, doch darf es erst nach dem Ziehen der Fäden angewendet werden. Salben mit juckreizlindernden und antientzündlichen pflanzlichen Wirkstoffen können dick aufgetragen und mit einem Pflaster bedeckt werden.
  • Es ist wichtig, die Narbe in kreisenden Bewegungen oder mit einer Zupftechnik zu massieren, nachdem sie geschlossen ist. Sonst können Hautschichten verkleben und die Haut wird noch weniger elastisch. Solche Massagen fördern nicht nur die Durchblutung, sondern sie verbessern die Narbenstruktur, indem sie die Kollagenfasern brechen und die Narben weicher und beweglicher machen.
  • Um die Massage angenehmer zu machen, können Sie eine Narbensalbe verwenden. Bei harten Narben können Sie die Hautfalte zwischen den Fingern rollen. Achten Sie darauf, dass die Massage keine Schmerzen verursacht und reduzieren Sie den Druck, sobald es unangenehm wird.
  • Es gibt spezielle atmungsaktive, wasserdampfdurchlässige Narbenpflaster, die helfen, das Narbengewebe zu reduzieren. Sie schaffen ein gutes Hautklima für eine bessere Regeneration des Gewebes und sollten im Laufe von etwa zwei bis drei Monaten verwendet werden, wobei man sie alle 24 Stunden wechselt. Bei Keloiden und grossflächigen Narben wirken aber solche Pflaster nicht.
  • In manchen Fällen sind Kompressionsverbände empfehlenswert, um die Überdehnung der Wundränder zu verhindern. Das gilt insbesondere für grossflächige Narben und Brandverletzungen, wo die Zugspannung verringert werden soll. Die Kompression soll die Entstehung von Narbenwucherungen hemmen.
  • Tragen Sie lockere Kleidung. Um dem Juckreiz vorzubeugen, sollte die Kleidung nicht reiben oder die Haut irritieren. Bei Juckreiz kratzen Sie die Narbe keinesfalls und wenden Sie passende Pflegeprodukte an.
  • Wichtig ist auch UV-Schutz, da das Narbengewebe besonders empfindlich gegen die Sonne ist. Tragen Sie ein nicht reizendes Sonnenschutzmittel mit LSF 30 oder 50 auf, bevor Sie nach draussen gehen, falls Ihre Narbe an einer offenen Hautstelle ist.
  • Falls Sie bemerken, dass die Narbe unverhältnismässig schnell wächst, suchen Sie unbedingt einen Arzt auf.
Mit diesen Tipps können die Zeichen des gelebten Lebens sichtbar reduziert werden!

Fakten zum Thema

  • Wulstnarben können im Extremfall die Grösse eines Fussballs erreichen.
  • Ist das Wuchern von Narben genetisch veranlagt, reicht bereits ein Mückenstich, damit daraus ein Keloid entsteht.
  • Die Narbenbildung kann bis zu zwei Jahre dauern und in dieser Zeit lässt sich das Hautbild positiv beeinflussen.
  • Unschöne Narbenbildung entsteht besonders oft im Schulter- und Brustbereich.
  • Dunkelhäutige Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Narbenbildung.

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